Alte Teppiche sind so einzigartig wie Fingerabdrücke. Zu jeder Zeit in der Geschichte waren die kostbaren Textilien ein Zeichen für Wohlstand und ein Statussymbol. In vielen Ländern ist die Teppichkunst fest in der Kultur verankert und ein bedeutender Bestandteil der Traditionen des Landes. Hier nehmen wir Sie mit auf eine Reise rund um die Welt, um die verschiedenen Teppichtraditionen kennenzulernen. Viel Spaß beim Lesen!
Alte Teppiche sind so einzigartig wie Fingerabdrücke. Zu jeder Zeit in der Geschichte waren die kostbaren Textilien ein Zeichen für Wohlstand und ein Statussymbol. In vielen Ländern ist die Teppichkunst fest in der Kultur verankert und ein bedeutender Bestandteil der Traditionen des Landes. Hier nehmen wir Sie mit auf eine Reise rund um die Welt, um die verschiedenen Teppichtraditionen kennenzulernen. Setzen Sie sich auf Ihren fliegenden Teppich und reisen Sie mit uns zu fernen Ländern!
Teppiche wurden zu Beginn von Nomadenstämmen genutzt. Vor bereits 10.000 Jahren fertigten Nomaden und sesshafte Bauern Teppiche aus Schafswolle an, um sich vor Kälte und Wind zu schützen. Diese Teppiche wurden jedoch noch anders hergestellt, als wir es heute kennen. Sie waren eine Art Filz, da die geschorene Wolle nass gemacht wurde und immer wieder zusammengepresst wurde, bis der Teppich zusammenhängend und dicht war.
Die Nomaden der asiatischen Steppe brachten die Teppichknüpfkunst dann nach Persien. In den Städten entstanden berühmte Teppichzentren. Diese waren meist filigraner und feiner als die robusten Teppiche der Nomadenstämme. Handgewebte Kelims wurden im Iran, im Kaukasus und in der Türkei gefertigt und waren von hoher Qualität. Ihre Besonderheit ist, dass ihr Muster auf beiden Seiten schön sichtbar ist.
Der Iran ist heutzutage immer noch Weltmeister im Teppichexport und die Teppichknüpferei damit immer noch ein bedeutender Wirtschaftszweig. Der Export entstand schon weitaus früher: Anfang des 11. Jahrhunderts brachten Kreuzritter und Wallfahrer die ersten Orientteppiche nach Europa. Adelige und wohlhabende Bürger schmückten ihre Wände mit den exotischen Souvenirs und Geschenken. Daher wurden Orientteppiche im Mittelalter ein richtiges Statussymbol. Zu dieser Zeit entstanden auch Traditionen rund um den Teppich, die noch heute anhalten. Europäische Herrscher zeigten hohen Besuchern z.B. ihre Wertschätzung mit Teppichen. Lange, prunkvolle Teppiche in Rot wurden extra ausgerollt, um Besucher zu empfangen und zu ehren.
Der klassische Perserteppich mit seinen heute typischen Mustern entstand allerdings erst im 18. Jahrhundert. 1800 bis 1900 brach der Teppichmarkt in Persien dann leider auf Grund einer wirtschaftlichen Rezession völlig zusammen. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden wieder Kopien der klassischen Perserteppiche hergestellt.
Der älteste, uns heute noch erhaltener Teppich, ist übrigens mehr als 2500 Jahre alt. Der Pasyryk wurde von russischen Archäologen in der nördlichen Mongolei, genauer im Altaigebirge, gefunden. Er war eine Grabgabe eines einheimischen Fürsten und lag dort über lange Zeit versteckt.
Die Teppichknüpfung hat im Orient eine jahrhundertalte Tradition. Sie werden im gesamten Nahen, Mittleren und Fernen Osten hergestellt. Das Gebiet der Orientteppiche ist 3500 Kilometer lang und 1800 Kilometer breit und reicht von Albanien nach China.
Im Nahen Osten zählten Teppiche lange Zeit zum wertvollsten Besitz einer Familie. Insbesondere Perserteppiche waren (und sind) ein Luxusobjekt, das sich nur die wohlhabendsten Familien leisten konnten und als Statussymbol galt. Teppiche dienten also eher repräsentativen Zwecken. Es gab aber auch günstigere Alltagsteppiche für den täglichen Gebrauch. Diese kamen als Tischdecke, Schlafdecke, Satteltasche, Beutel für Lebensmittel, Pferdedecke, Wand- oder Bodenteppich zum Einsatz.
Orientteppiche und Perserteppiche wurden schon immer per Hand geknüpft. Die Techniken und Muster wurden über Jahrhunderte weitergegeben und das Wissen um die Teppichtradition innerhalb der Familie vermittelt. Zusammengefasst besteht die Knüpfung eines Teppichs aus fünf Schritten oder Bereichen. Das Material ist Ausgangspunkt für die Herstellung. Originale Teppiche aus dem Nahen Osten werden aus natürlichen Materialien hergestellt. Dazu gehören Schafswolle, Seide, Ziegenhaar und Baumwolle.
Auch die Farben waren früher natürlichen Ursprungs. Es wurden ausschließlich Natur- oder Pflanzenfarben verwendet. Heute ist die Palette vielfältiger und je nach Ursprung kommen auch Mineral- oder künstliche Farben vor.
Das Design eines Teppichs wird immer vorgezeichnet. Dazu wird einfach Papier und Stift verwendet. Das Muster entspringt entweder der Erinnerung des Knüpfers oder einem ganz neuen Design. Die Knüpfung erfolgt dann anhand dieser Vorlage.
Am deutlichsten unterscheiden sich Teppiche je nach Herkunft in der Knotenart und Knotendichte. Daran kann man auf den Ursprung des Teppichs schließen. Denn jede Region oder Stadt hat ihre eigene Tradition.
Im zentralasiatischen Raum entwickelte sich die Knüpftechnik. Diese unterscheidet sich vom Weben und ist deutlich komplizierter und langwieriger als das Weben. Die Knüpferei macht Perserteppiche also so besonders. Durch die Völkerwanderung verschiedener Turkstämme verbreitete sich die Knüpfkunst dann im gesamten Orient und drang bis in die Türkei vor. Deshalb sind Orientteppiche, im Gegensatz zu anderen Teppichen der Welt, meist geknüpft. Das macht sie besonders stabil und belastbar. Der zwei vorherrschenden Knotenarten sind der Senneh-Knoten aus Persien und der Ghirodes-Knoten aus der Türkei. Inzwischen werden sie natürlich nicht mehr nur in den Herkunfstländern verwendet, sondern auch bei anderen Orientteppichen.
Als letzter Schritt wird der Teppich poliert und getrocknet. Erst dann kann er verkauft und verwendet werden. Bei Reisen in die Länder des Nahen Ostens werden Sie immer noch mit der Teppichkunst in Berührung kommen. Auf den Basaren, in den Souks und in privaten Haushalten werden auch heute noch die handgemachten Teppiche verkauft und angepriesen. Für viele Teppichliebhaber ist solch eine Reise ein ganz besonderes Erlebnis.
Perserteppiche sind wohl die berühmtesten und beliebtesten Teppiche. Ihre Bedeutung ist so groß, dass sie sogar in die UNESCO Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurden. In Märchen, Geschichten und bei Reisen in das ehemalige Persien finden sich immer wieder prunkvolle Perserteppiche. Ihre Anziehungskraft ist unglaublich groß. So groß, dass sie auch heute noch bei Auktionen heftig umworben werden und teilweise für mehrere Millionen versteigert werden. Diese Beliebtheit ist schon uralt: Früher schon bestellten indische Herrscher regelmäßig berühmte Teppichknüpfer aus Persien an Ihren Hof, damit sie dort für sie die kunstvollsten Teppiche knüpfen konnten.
Auch heute noch werden begabte Teppichknüpfer im Ausland beauftragt. So liegt z.B. der größte Teppich der Welt in einer Moschee in Abu Dhabi. Seine Einzelteile wurden per Hand nach uralter Tradition im Iran geknüpft und dann vor Ort von iranischen Knüpfern zusammengesetzt. Persische Teppiche werden heutzutage noch immer häufig in Privathaushalten hergestellt. Der Beruf der Teppichknüpferei ist besonders verbreitet unter Frauen. Berühmte Teppichzentren für die Herstellung sind unter Anderem Nain, Täbris, Kerman, Maschhad, Kaschan, Isfahan und Ghom.
Orientteppiche ist der Überbegriff für Teppiche aus der Türkei, dem Kaukasus, China, Afghanistan und allen Ländern und Regionen Persiens. Als Perserteppich hingegen dürfen sich nur Teppiche aus dem alten Persien bezeichnen. Durch das große Gebiet unterscheiden sich Orientteppiche stark in Qualität, Aussehen und Form. Unterschieden werden Orientteppiche nach den heute üblichen Landesgrenzen. Es gibt also unter Anderem anatolische, turkmenische, kaukasische, afghanische, chinesische und natürlich die berühmten Perserteppiche aus dem heutigen Iran. Neben den geografischen Regionen unterteilt man noch die Städte oder Provenienzen, in denen die Teppiche hergestellt wurden.
Die Nachfrage nach Orientteppichen der westlichen Welt ist riesig. Daher ist die Teppichherstellung in all diesen Ländern ein bedeutender Wirtschaftszweig. Die Teppichknüpferei ist eine der wichtigsten Quellen für Arbeitsplätze und die hohe Zahl an Exporten veränderte den Handel über die Jahre deutlich.
Trotz aller Modernisierung werden echte Orientteppiche heutzutage immer noch per Hand nach uralter Tradition geknüpft. Ein Orientteppich besteht aus mehreren Tausend bis Millionen Knoten. Obwohl moderne Hilfsmittel und neue Werkzeuge die Knüpfung etwas einfacher machen, dauert es auch heutzutage noch viele Monate, bis ein Teppich von Hand geknüpft ist. So lassen sich auch die höheren Preise von Orientteppichen nachvollziehen. Die Knotendichte macht die Teppiche außerdem besonders hochwertig, denn maschinell könnte diese Dichte gar nicht erreicht werden.
Die Web- oder Knüpfstühle für Orientteppiche sind aus Holz. Auf ihnen werden Fäden gespannt und dann der Teppich gewebt oder geknüpft. Bei den Mustern zeigt sich die Kreativität der Teppichknüpfer. Sie sind kunstvoll, fantasiereich und einzigartig. Ein handgemachter Orientteppich ist also immer ein Unikat und sollte in Ehren gehalten werden. Denn mit dem Kauf erhält man nicht nur ein wunderschönes Einrichtungsstück, sondern auch immer eine reichhaltige Tradition, Kultur und ein Stück Geschichte.
Leider hat die Beliebtheit des Berufes des Teppichknüpfers im Nahen Osten abgenommen und es gibt inzwischen schon fast einen Mangel an begabten Teppichknüpfern. Denn der Weg, um diese Handwerkskunst zu meistern, ist lang und mühevoll. Diesen nehmen immer weniger junge Leute auf sich. Mit weniger Nachwuchs in der Teppichknüpferei werden die Preise wahrscheinlich stark ansteigen.
In der westlichen Welt sind Teppiche heutzutage vorwiegend dazu da, den Wohnkomfort zu steigern. Doch auch hier lässt sich eine alte Teppichtradition finden. In Europa haben wir unsere Teppichkultur Alexander dem Großen zu verdanken. Er brachte im 3. Jahrhundert v. Chr. Teppiche von seinen Eroberungen mit. Seitdem haben Fernostreisende und Händler wir Marco Polo immer wieder Teppiche aus dem Nahen Osten mitgebracht.
In Spanien entstand dann zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. das erste Teppichzentrum in Europa. Unter dem Einfluss der maurischen Kultur wurden Teppiche im orientalischen Stil geknüpft. Ähnlich war es auch zu Beginn der Neuzeit in England. Hier wurden „englische Orientteppiche“ von Einwanderern geknüpft. Sie zierten geometrische Muster oder klassische persische Motive, wie Blumen, Tiere oder Bäume.
Frankreich schlug einen anderen Weg ein und entwickelte eine ganz eigene Teppichkultur. Hier wurden Gobelins oder Aubusson-Teppiche gewebt. Auch hier unterscheiden sie sich je nach Region und Besitzer der Teppichwerkstatt.
Wandteppiche waren in Europa besonders beliebt. Sie sollten Wände isolieren und schmücken und damit Gemütlichkeit und Wärme bringen. Die meisten waren dabei gar nicht den Adeligen vorbehalten, sondern wurden als billige Massenware hergestellt.
Skandinavische Teppiche sind heutzutage besonders beliebt. Doch auch sie sind nicht nur modern, sondern haben eine lange Tradition. Hier gab es Teppich-Meisterinnen und Teppiche wurden gewebt. Typische Materialien sind Wolle und Baumwolle. Denn früher wurden Teppiche, auch genannt ‚Rjadnuschka‘ oder ‚Dranka‘ aus alten Kleidern gemacht. Sie wurden zerrissen, um Stoffbahnen für die Teppiche zu bekommen.
Im 20. Jahrhundert wurde aus dieser mehr praktischen Herangehensweise eine Kunst. Joseph Frank entwarf neue Designs und Muster und verhalf den skandinavischen Teppichen zu Beliebtheit. In den 30er Jahren war dieser Stil sehr gefragt. Leider ging die Textilindustrie in den 50er und 60er Jahren in Skandinavien abwärts. Materialien und Arbeitskräfte wurden im Ausland gesucht. Doch in der letzten Zeit beginnt die Teppichkultur in Skandinavien wieder aufzuleben – dank eines Fokus auf Nachhaltigkeit, Handgemachtem und Minimalismus.
Nordafrikanische Teppiche sind handgeknüpft und werden gerne aus Tunesien, Marokko und Ägypten exportiert. Die Teppichfertigung begann hier relativ spät, in Tunesien z.B. erst im 19. Jahrhundert. Die Teppichproduktion konzentrierte sich hier auf die Stadt Kairouan. In Tunesien finden sich zwei Arten von Teppichen: Teppiche in türkischem Stil und Teppiche aus ungefärbter Wolle. Diese gibt es daher nur in Weiß und allen Abstufungen. Türkische Teppiche haben hingegen kräftige Farben und geometrische Muster.
Die Teppichtradition in Marokko ist bereits etwas älter. Auch hier lassen sich verschiedene Einflüsse finden. In der Neuzeit werden hier Teppiche nach persischem und türkischem Vorbild produziert.
Ägyptische Teppiche werden in Mamelucken-Teppiche, Kairo-Teppiche und neu produzierte Teppiche unterteilt. Die Mamelucken-Teppiche sind sehr alt (aus den Jahren 1250 bis 1517), da sie aus der Zeit der Mamelucken-Herrschaft stammen. Sie haben kräftige Farben, sind in Rot, Blau und Grün gehalten, haben geometrische Muster und sind groß. Kairo-Teppiche sind neuer (aus dem 16. bis 18. Jahrhundert). Ihre Muster sind von persischen Teppichen inspiriert und zeigen Palmetten, Arabesken und Medaillons. Neuere Teppiche aus Ägypten haben ebenfalls persische Muster und eine hohe Qualität. Die Farben sind jedoch nicht mehr ganz so kräftig. Dafür ist der Flor länger und weicher als bei Perserteppichen. In Ägypten werden heutzutage auch Seidenteppiche hergestellt.
Die Teppichtradition in China ist sehr alt. Bereits vor 2.000 Jahren gab es dort die ersten Teppiche. Diese waren ausschließlich für den Hof bestimmt. Die erste Teppichknüpferei wurde in China allerdings erst vor 500 Jahren gegründet. Die Muster chinesischer Teppiche sind ganz besonders. Sie wurden früher vor Allem von Seidengeweben oder der Porzellanmalerei übernommen. Das Drachenmuster ist z.B. typisch für chinesische Teppiche und ist ein religiöses Symbol aus dem Taoismus und Buddhismus.
Alte chinesische Teppiche sind ziemlich dick, aber trotzdem weich und anschmiegsam. Das kommt daher, dass sie aus dünnen Baumwoll-Kettenfäden bestehen, die mit dicken Wollgranen verknotet wurden. Berühmte Provinzen für die traditionellen chinesischen Teppiche sind Kansu, Ningxia, Suiyan und die Stadt Baotou in der inneren Mongolei. Auch Schansi, Hopei und Schantung sind bekannte Teppichregionen.
Heutzutage werden chinesische Teppiche in allen Formen und Farben hergestellt. Die Muster sind vielfältig und oft von Perserteppichen inspiriert. Sie werden mit licht- und waschechten Chromfarben gefärbt und aus maschinell gesponnenem Wollgarn geknüpft. Teilweise werden sogar doppelte Kettenfäden verwendet, bei denen die Fäden in doppelten Schichten legen. Für chinesische Teppiche werden Sinneh-Knoten verwendet (asymmetrische Knüpftechnik). Typische China-Teppiche heißen Ningxia, Tientsin, Paotow und Peking. Sie werden in Peking und Tianjin und Umgebung hergestellt.
Der rote Teppich wird auch heute noch verwendet. Früher kam er bei hohen Besuchen zum Einsatz und wurde auf den Fußwegen ausgerollt, um Gäste zu ehren und ihnen Wertschätzung auszudrücken. Auch bei den Arabern galt schon: Wenn jemand zum Herrscher auf den roten Teppich durfte, stand er in seiner besonderen Gunst.
Heute ist der rote Teppich immer noch ein Symbol für Gastfreundschaft und Luxus. Bei Staatsbesuchen, bei der Oscar Verleihung und im Eingangsbereich von Luxushotels darf der rote Teppich deshalb nicht fehlen. Ein roter Teppich macht jede Veranstaltung besonders und hat sich seinen symbolischen Charakter international bewahrt.
Doch warum ist der rote Teppich eigentlich rot? Die Farbe Purpur, also ein tiefes leuchtendes Rot, war in der Antike sehr teuer. Diese Farbe war also nur den Reichsten und Wohlhabendsten vorbehalten. Der Farbstoff wurde aus einer sehr seltenen Schneckenart gewonnen. Diese Schnecken kamen nur an der kleinasiatischen Küste vor. Die Farbe Rot stand deshalb für Würde und Reichtum.
Jetzt wollen wir von Ihnen wissen: Haben Sie eine Teppichtradition in Ihrer Familie? Und welche Teppiche ziehen Sie in ihren Bann? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen.